mit fortgeschrittenem Alter lernt man so manche Gepflogenheit der Vergangenheit zu schätzen
Die Digitalisierung des täglichen Lebens bringt nicht immer nur Vorteile und erst recht keine zeitliche Effizienz. Wenn man eine Idee umsetzen will, aber der Computer nicht gleich loslegen kann, weil er sich Updates aus dem Netz ziehen muss. Oder dieses Netz: wenn man sich etwas vorgenommen hat, sich aber keine Stille und Konzentration einstellt, weil man sich von den Möglichkeiten immer wieder ablenken lässt.
Prokrastination zu vermeiden wird in der heutigen digitalen Welt zur Kunst
Geschichten habe ich schon immer gern gelesen und geschrieben. Versuche, sich als Autor zu probieren hatte ich Einige. Wann immer es soweit war, gab es einen Anfang, selten ein Ende. Computer habe ich seit Anfang der 1980er Jahre viele benutzt. Commodore PET 3032, Apple IIe, C64. Später dann Apple Macintosh (SE und SE/30), Quadras, diese Performas, iMacs usw. Irgendwann kam noch Linux dazu, dann eben doch Microsoft Windows PCs (meine Generation daddelt eben auch schon sehr gerne). Alle Texte erarbeitete ich an diesen Rechnern. Die Zeit verging, das Leben ist so wie es ist. Der Rechner wurde ausgetauscht.
Keller und Dachboden füllten sich also. Mit Disketten, fünfeinviertel Zoll oder dreieinhalb Zoll. Festplatten aller Art. Kabel, SCSI, parallel, Apple-Netzwerkzeug, USB.
Ich weiß, dass ich auf irgendeiner Diskette irgendwo noch diese alte Geschichte habe, die ich auf meinem SE damals 1990 schrieb. Und auch der Liebesbrief an eine meiner Mitschülerinnen damals, in den 80ern, der müsste noch irgendwo sein.
Aber jeder meiner alten Computer ist mittlerweile defekt. Von den alten Medien ganz zu schweigen.
Verloren. Müll.
Mein Urgroßvater hat um 1900 Tagebücher geschrieben. Diese Tagebücher wurden in der Familie überliefert. Meine Mutter übersetzte das alte Sütterlin dann in die heutige Schreibweise. Und ich digitalisierte dann alles in einem Textformat. Die ursprünglichen Bücher gibt es heute noch.
Als ich den Film „California Typewriter“ sah, erinnerte ich mich sogleich an die einzige Schreibmaschine meiner Eltern. Ich selbst hatte nie eine besessen. Ich war die Generation, die als erste den Computer in seiner Faszination entdeckt hat. Die Schreibmaschine meiner Eltern war eine Triumph Contessa. Eine Standard-Reisemaschine der siebziger Jahre. Plastikgehäuse, und ausgerechnet in grau. Nichts besonderes.
Der Commodore 64 war damals eindeutig reizvoller. Der machte ja auch so schöne Geräusche.
Mein Bruder schrieb zu jener Zeit seine Diplomarbeit. Mit einer elektrischen Schreibmaschine. Ob er die heute noch hat? Ich muss ihn mal fragen.
Meine Frau hat von ihren Großeltern eine Brother De-Luxe aus den 1960ern geerbt. Eine wunderschöne Maschine ganz aus Metall. Eine Japanerin. Die Schreibmaschine, nicht meine Frau.
Mit einem neuen Farbband lief sie gleich wieder wie am Schnürchen.
Und das war der Zeitpunkt, wo mir klar wurde, dass es etwas gibt, was ich früher schon kannte, was ich aber nie wirklich wahrgenommen habe. Was ich nie wirklich verstanden habe.
Diese mechanischen Schreibmaschinen sind die Lösung für viele Probleme.
Probleme, die wir ohne Computer gar nicht hätten: Ablenkungen. Datensicherheit. Zeitverschwendung.
Ich begann in den einschlägigen Online-Quellen nach alten Schreibmaschinen zu forschen. Und ich begann zu sammeln und zu reparieren.
Dieses Blog soll darüber berichten. Soll Schreibmaschinen zeigen. Soll Hilfestellung sein, für Leute denen es geht wie mir. Die versuchen die alte Schreibmaschine zu erhalten.
Wiesloch im Sommer 2021